Die hohen Anforderungen an Standorte, der gestiegene Kommunikationsbedarf mit der Bürgerschaft: Das sind zwei Faktoren, die den Neubau von Windenergieanlagen erschweren. Warum Kommunen dennoch über Windenergie nachdenken sollten und was beim Management von Bestandsanlagen wichtig ist, erklärt Klaus Bergmann im Interview.
Herr Bergmann, welche Rolle spielt die Windenergie heute in den bayerischen Kommunen?
Einige Kommunen haben – vor und nach der Katastrophe von Fukushima – erfolgreich Windenergie-Projekte realisiert. Für sie gehören die Anlagen inzwischen zum Alltag. Momentan liegen leider viele fertige Bürgerwind-Projekte in der Schublade und warten auf einen fairen gesetzlichen Rahmen.
Ist der Neubau von Anlagen unter den jetzigen Bedingungen in Bayern überhaut möglich?
Eigentlich nicht. Was ich sehr bedaure. Die bescheidene Anzahl von Genehmigungsanträgen spricht eine klare Sprache, ganz zu schweigen von den in den letzten Jahren realisierten Anlagen. Die sogenannte 10H-Regel kommt einem Verbot gleich. Zum Glück drängen viele Akteure inzwischen darauf, die kommunale Selbstbestimmung im Rahmen der geltenden Natur- und Immissionsschutzgesetze wieder herzustellen.
Viele Kommunen haben vor Inkrafttreten der 10H-Regelung in Wind investiert. Wie schätzen Sie die Erfahrungen ein?
In der Regel hat „der Wind“ die Erwartungen erfüllt. Besonders dort, wo Bürger sich direkt beteiligen konnten. Sie ernten heute die Früchte der mutigen Entscheidungen von Stadt- und Gemeinderäten.
Allerdings sind Windenergieprojekte grundsätzlich komplexe Wesen, in der Planungsphase, in der Genehmigungsphase und im Betrieb. Es ist immer mal notwendig, Technik zu justieren oder Entscheidungen zu korrigieren. Das sollten Gemeinden nicht unterschätzen und in die richtigen Kompetenzen investieren, intern oder extern. endura kommunal unterstützt jetzt gerade zum Beispiel bayerische Gemeinden dabei, die Betriebsabläufe in ihren Windparks zu optimieren.
Für manche Anlagen naht das Ende der Laufzeit. Unter welchen Bedingungen raten Sie, über Repowering nachzudenken?
Repowering bedeutet, aus unwesentlich mehr Fläche ein Vielfaches an Energie zu ernten. Pauschale Lösungen gibt es dafür nicht. Aber: Wenn der Standort für eine alte Anlage gepasst hat, sollte das prinzipiell auch für eine neue gelten. Empfehlenswert ist, sich das Machbare von Experten rechtzeitig analysieren zu lassen.
Wie ist es nun: Wieviel kommunale Zukunft steckt noch in der Windenergie?
Auch in Zukunft ist die Windenergie wie alle erneuerbaren Energien vor allem eine dezentrale und damit eine kommunale Angelegenheit. Dank neuer Speichertechnologien werden wir die Anlagen mit Verkehrs- und Wärmeprojekten direkt vor Ort koppeln, anstatt den Strom überregional zu transportieren. Wenn die Bürger merken, dass „ihr“ Wind langfristig Wertschöpfung und Versorgung sichert, wird auch die Akzeptanz wieder wachsen.