Nachhaltig mobil: Mit Wasserstoff macht sich Wunsiedel auf den Weg

2019 treffen sich lokale Unternehmer:innen zum „Wasserstoffstammtisch“. Ihre Gespräche geben u.a. den Anstoß zu einer Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Wasserstoff in der Mobilität. Jetzt werden Ergebnisse vorgestellt.

Als erstes Resultat des Wasserstoffstammtischs gründet sich die WUN H2 GmbH, ein Gemeinschaftsprojekt von Siemens, Rießner Gase und SWW Wunsiedel GmbH. Aktuell baut die Gesellschaft eine 8,75 MW PEM-Elektrolyseanlage am Energiepark Wunsiedel. Sie wird sowohl das Stromnetz (netzdienliche Fahrweise) stützen als auch Wasserstoff im Sinne der Sektorkopplung für Mobilität, Industrie und Wärmeerzeugung produzieren. Die Anlage soll im Sommer 2022 in Betrieb gehen und wird zu den größten ihrer Art in Deutschland zählen. Pro Jahr können bis zu 1.350 Tonnen Wasserstoff aus regenerativer Energie hergestellt werden.

Integration von Wasserstoff in den regionalen Mobilitätsmix

Seit 2020 ist der Landkreis eine von 13 HyExpert-Regionen in der ersten Förderrunde in Deutschland. Die „Wasserstoff-Modellregion Fichtelgebirge“ ergänzt die Aktivitäten der WUN H2. endura kommunal untersucht im Auftrag des Landkreises die Möglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff – vor allem im Bereich Mobilität.

Der „WUNsiedler Weg - Energie“ steht für eine klimafreundliche und dezentrale Energieversorgung mit...

  • einem hohen Anteil an Erneuerbaren Energien,
  • einem hohen Grad an Bürgerbeteiligung,
  • einer hohen regionalen Wertschöpfung.

Die Aufgaben im Rahmen der Machbarkeitsstudie:

  1. Optionen für den regionalen Einsatz von Wasserstoff entwickeln
  2. Bedenken in Bürgerschaft und Wirtschaft ausräumen und Initiativen fördern
  3. Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Handlungsoptionen berechnen
  4. Und schließlich: Die richtigen Akteure finden und zusammenführen

Die Machbarkeitsstudie hat viele lokale und überregionale Akteure entlang der gesamten H2-Wertschöpfungskette zusammengebracht. Viele von ihnen haben sich in der Interessengemeinschaft H2.Fichtelgebirge zusammengeschlossen und sich der Weiterentwicklung der Wasserstoff- Modellregion verpflichtet.

Der Kreistag hat im Oktober 2021 die Ergebnisse der Machbarkeitstudie diskutiert. Im Rahmen der ersten „Wunsiedler Wasserstofftage“ wird endura kommunal die Studie auch dem Fachpublikum und der Öffentlichkeit präsentieren.

Im Zentrum der regionalen Energieversorgung in Wunsiedel steht der Energiepark. Gleich zwei Pelletwerke verarbeiten hier Sägespäne aus dem benachbarten Sägewerk. Ein Teil der Pellets kommt gleich vor Ort zum Einsatz, im Biomasse-Kraftwerk mit Stromerzeugung im Organic Rankine Cycle (ORC). Seit 2012 produziert das Kraftwerk Strom und Wärme für die Region. Weitere Satellitenkraftwerke nutzen ebenfalls Pellets, z.B. um die örtlichen Nahwärmenetze zu speisen. Ein Batteriespeicher mit 8,4 MW und Schwarzstartfähigkeit steht ebenfalls im Energiepark. Er kann Erzeugungsspitzen aufnehmen, die in den regionalen EE-Anlagen (Wind und PV) anfallen. Die Elektrolyseanlage wird ihn nach der Fertigstellung dabei unterstützen.  Bereits jetzt zeigt sich, wie der kombinierte Einsatz der Anlagen die Effizienz steigert: Die Blockheizkraftwerke trocknen die Pellets und produzieren Strom für Wunsiedel. Überschüssiger Strom aus Erneuerbaren wird in Wasserstoff für die lokale Mobilität umgewandelt. Der in der Wasserstoffproduktion erzeugte Sauerstoff geht in die nahe gelegene Kläranlage.