Laut einer Potenzialstudie der Stadtwerke Esslingen gelten drei Bedingungen für die wirtschaftliche Nutzung von Abwasserwärme:
- hohe Wärmebedarfsdichten um den Abwassersammler (> 100 kW)
- kurze Entfernung zum Kanal (200 – 1000 m)
- niedrige Rücklauftemperatur im Heizverteilsystem des Gebäudes (< 55 °C)
Praxisbeispiel: Glatten
Die Schwarzwald-Gemeinde Glatten (2.500 Einwohner) will langfristig CO2 einsparen. Sie hat endura kommunal beauftragt, ein energetisches Quartierskonzept zu erstellen. Die Wärme des Abwassers wurde dabei als eine bisher ungenutzte Wärmequelle identifiziert.
Reicht das Potenzial?
Aufgrund der geringen Wärmebelegungsdichte um den Abwassersammler prüft endura kommunal die Wirtschaftlichkeit der Wärmenutzung auf der Kläranlage selbst und im naheliegenden Sportheim mit Gaststätte und Duschen.
Die Idee:
Die Temperaturabsenkung des Abwassers durch die Wärmeentnahme könnte die Biologie der Kläranlage beeinträchtigen. Darum wird im Fall von Glatten der Wärmetauscher im Vorfluter, also zwischen Kläranlage und dem Bach eingebaut.
Die über den Wärmetauscher entzogene Wärme wird mit einer Wärmepumpe auf ein ausreichendes Temperaturniveau gehoben. So können zukünftig der Ölkessel in der Kläranlage zur Beheizung des Fermenters und die alte Ölheizung des nahegelegenen Sportheims ersetzt werden. Die Wärmepumpe kann mit Strom aus einer PV-Anlage gespeist werden.
Könnte man beide Wärmeabnehmer über die Abwasserwärme energetisch versorgen, würde das rund 27.000 Liter Heizöl bzw. 85 Tonnen CO2 sparen.