Antworten auf häufig gestellte Fragen

Nahwärme boomt. Im Rahmen von geförderten Sanierungsmanagements begleitet endura kommunal zurzeit mehrere Kommunen, die lokale Wärmenetze auf den Weg bringen wollen. Viele Fragen, die uns in diesen Projekten gestellt werden, ähneln sich. In der neuen Rubrik "Checkpoint Nahwärme" teilen wir die Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Ist Wasserstoff die Wärme-Zukunft? Wird Erdgas noch eine Rolle spielen?

Lokal produzierter grüner Wasserstoff ist heute fünf- bis zehnmal teurer als Erdgas. Dies wird auch auf absehbare Zeit so bleiben. Darüber hinaus sieht der Netzentwicklungsplan (NEP) 2030+ für Wasserstoff die Nutzung in großen Industrieanlagen als bevorzugten Abnehmer für den begehrten Wasserstoff.

Erdgas wird daher auch weiterhin in Wärmenetzen eingesetzt. Insbesondere in Bestandsnetzen kommt noch ein Großteil der erzeugten Wärme aus Erdgas. Genau hier setzen die Transformationspläne für Wärmenetze an.

Ein Transformationsplan zeigt, wie die bestehenden Wärmenetze dekarbonisiert werden können, sprich: wie Erdgas ersetzt werden kann. Da Wasserstoff auf absehbare Zeit keine wirtschaftliche Alternative darstellt, muss bei der Planung eines Wärmenetzes der Fokus auf andere Energieträger wie Solarthermie, Abwärme aus Abwasser und Industrie und Geothermie gelegt werden.

Nahwärme kostet viel zu viel Zeit. Sollten wir nicht einfach alle auf die schnelle Wärmepumpe setzen?

Es dauert mehrere Jahre, bis ein Wärmenetz gerechnet, geplant und gebaut ist. Lösungen für einzelne Gebäude – ganz gleich, ob sie Wärmepumpe, Erdwärme oder anders heißen – sind wesentlich schneller am Start. Wann sollte man trotzdem über ein Wärmenetz nachdenken? Hier eine kurze Checkliste.

Quartiere mit guten Nahwärmevoraussetzungen erkennt man an

  • kompakter Bebauung und hoher Wärmedichte
  • Baujahren vor 2000
  • vielen Gas- bzw. Ölheizungen
  • wenig Sanierungstätigkeit in den letzten Jahren
  • Modernisierungsbedarf der kommunalen Liegenschaften
  • Schulen, Seniorenheimen, Kindergärten, Krankenhäusern: Gebäuden mit hohem Verbrauch
  • (Ab-)Wärmepotenzial vor Ort (z. B. Industrie, eigener Wald, Freiflächen für Solarthermie)
  • großem Engagement im Gemeinderat

Quartiere, für die Nahwärme eher keine Lösung ist, erkennt man an

  • Baujahren nach 2005
  • Gebäudeeffizienzklassen A+ bis C
  • Höhenlagen oder anderen Hindernissen, die überbrückt werden müssen
  • weit auseinanderstehenden Gebäuden
  • viel Eigeninitiative der Gebäudeeigentümer:innen

Das Interesse am Wärmenetz in der Kommune ist groß. Was kann die Kommune tun, um das Projekt wirtschaftlich attraktiv zu machen?

Die Zahl der Anschlussnehmer bzw. die Belegungsdichte ist das A und O eines wirtschaftlichen Netzbetriebs. Aber lange vor der Inbetriebnahme bilden hohe Investitionskosten die erste Entscheidungshürde. Der teure Netzbau kann trotz hohem Anschlussinteresse zum Knackpunkt im Projekt werden.

Sobald in der Kommune Baumaßnahmen anstehen, sollte darum bei den Verantwortlichen der Nahwärme-Wecker läuten. Das Verlegen eines Breitbandnetzes, die Sanierung von Wasserleitungen oder die Reparatur von Straßen: Wenn der Grund sowieso offen liegt, wird die Trasse günstiger. Das kann den Planungen einen Schub geben.