Pioniere der Mobilität

Kommunale Mobilitätswende! Nur wie? Sarah Berberich, Leiterin des Mobilitätsteams bei endura kommunal klärt auf und spricht über die Entwicklung, Schwerpunkte und Projekte ihres Teams.

Die Fachabteilung Mobilität stellt die jüngste Disziplin bei endura kommunal dar. Kannst du den bisherigen Entwicklungspfad skizzieren?

Die Abteilung hat sich vor sechs Jahren aus dem ersten Mobilitätsprojekt entwickelt. Da in immer mehr kommunalen Projekten das Thema nachhaltige Mobilität eine zentralere Rolle eingenommen hat, ist das Team kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile arbeiten fünf Fachpersonen an der Mobilität von morgen.

Auf welche Schwerpunkte hat sich das Leistungsfeld spezialisiert?

Mobilität umfasst ein breites Spektrum an Inhalten. Daher war es entscheidend, die Fokusthemen zu definieren. Schlussendlich sind wir bei drei Kernthemen gelandet.

"Denn ein wichtiger Teil der Mobilitätswende ist die Antriebswende."


E-Mobilität und Ladeinfrastruktur…

Genau, gerade in ländlichen Gebieten spielt diese Thematik eine zentrale Rolle. In Städten kann man einfacher auf das eigene Auto verzichten. In ländlichen Räumen sind die Distanzen meist länger und ein flächendeckender ÖPNV fehlt. Es geht darum, Alternativen zu schaffen. Wir unterstützen Kommunen bei der Entwicklung einer kommunalen Ladeinfrastruktur und beraten beim Umstieg zu mehr kommunaler E-Mobilität. Denn ein wichtiger Teil der Mobilitätswende ist die Antriebswende.

Der zweite Schwerpunkt umfasst…

…Mobilitätsstationen. Das sind Orte in Kommunen, an denen unterschiedliche Mobilitätsangebote zusammengeführt werden, um den Umstieg zwischen diesen zu erleichtern. Dadurch lässt sich die Effizienz und die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs erhöhen. Zentral sind hierfür Sharing-Angebote, beispielsweise Mietradsysteme. endura kommunal unterstützt Kommunen während des Projektprozesses, von der Konzeptentwicklung über die Beantragung der Fördermittel bis zur Begleitung des planerischen Baus, der Gremienarbeit sowie Kommunikation in die Bürgerschaft.

Und beim dritten Schwerpunkt handelt es sich…

…um die Weiterentwicklung der Rad-Infrastruktur. Wir sammeln Bedarfe und Verkehrsdaten innerhalb der Kommunen, um auf dieser Basis Potenziale und zukunftsfähige Maßnahmen zu entwickeln. Wo benötigt es neue Radwege? Wo sind Gefahrenbereiche? Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf Orts- oder Stadtteile oder immer häufiger auch auf interkommunale Zusammenschlüsse.

"Mobilität kennt keine Gemarkungsgrenzen!"


Also nicht nur für eine Kommune, sondern für größere Gebiete, wie ganze Landkreise?

Richtig. Mobilität kennt keine Gemarkungsgrenzen! Gerade in ländlichen Regionen wird zwischen den umliegenden Gemeinden gependelt. Durch eine interkommunale Zusammenarbeit entstehen Synergieeffekte für die ganze Region. Eine zentrale Botschaft, die wir unseren Projektpartnern mitgeben.

Welche weiteren Anreize gibt es für Kommunen in die Mobilität der Zukunft zu investieren?

Nach der Energie- und Wärmewende kommt die Mobilitätswende, davon bin ich überzeugt. Viele Modelle und Konzepte stecken zwar noch in den Kinderschuhen, aber wer jetzt investiert, hat in Sachen Mobilität zukünftig die Nase vorne. Denn ein Wandel in der bestehenden Mobilität hat nicht nur einen Einfluss auf den Klimaschutz, sondern wird langfristig Orte lebenswerter gestalten.

"Viele Modelle und Konzepte stecken zwar noch in den Kinderschuhen, aber wer jetzt investiert, hat in Sachen Mobilität zukünftig die Nase vorne."


Das klingt vielversprechend, aber Wandel kommt nicht von allein und kostet viel Geld.

In den letzten Jahren ist die Bereitschaft in den Kommunen deutlich gestiegen, Geld für klimafreundliche Mobilitätsmaßnahmen auszugeben. Aber ohne Fördermittel sind viele Projekte kaum realisierbar. Gerade auf der Konzeptebene gibt es vielversprechende Förderprogramme, wie zur Erstellung von Aktionsplänen für Mobilität, Klima- und Lärmschutz. Aber auch im Bereich der Fachkonzepte gibt es spannende Fördermöglichkeiten, zum Beispiel mit Schwerpunkt Mobilitätsstationen oder Ladeinfrastruktur. Hierbei unterstützen wir Kommunen, die passende Förderung zu finden und kümmern uns um die Beantragung.

Neben Konzepten werden auch Personalstellen gefördert. Inwiefern ist endura kommunal hierbei involviert?

Das Land Baden-Württemberg fördert beispielsweise Stellen für Mobilitätsberatung. Diese sind in der Regel bei den Landkreisen oder bei größeren Kommunen angesiedelt. Diese Stellen lassen sich aber auch auslagern. Aktuell übernimmt endura kommunal drei Personalstellen. Zwei Beratungsstellen für E-Mobilität und Ladeinfrastruktur für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und eine Beratungsstelle für Mobilitätsstationen für den Ortenaukreis.

Welchen Mehrwert bieten ausgelagerte Stellen für die Landkreise?

Aufgrund begrenzter Ressourcen ist es für die Landkreise teilweise schwierig, die Stellen selbst zu besetzen. Damit sie ihren Kommunen im Landkreis trotzdem eine Unterstützung bieten können, besteht die Möglichkeit die Stellen auszulagern. Dadurch muss sich der Landkreis nicht selbst um die Besetzung der Stelle kümmern und wir bringen unsere vielfältige Expertise im Bereich der Mobilität mit. Wir wissen, welche Fördermittel aktuell ausgeschrieben sind, haben Erfahrung in der Beantragung und der Umsetzung, um dadurch die Kommunen aktiv zu unterstützen.  

Aktive Unterstützung erfahren auch mehrere Kommunen aus dem Ortenaukreis…

Seit knapp sechs Jahren begleitet endura kommunal das Mobilitätsnetzwerk Ortenau. Durch die interkommunale Zusammenarbeit entstehen zahlreiche Synergieeffekte. Wir übernehmen das Netzwerkmanagement, beraten das Netzwerk fachlich und sorgen dafür, dass die 14 beteiligten Kommunen einen Mehrwert erfahren: Aktuell wird unter anderem ein kommunenübergreifendes Mietrad- und Mietpedelecsystem und ein E-Carsharingnetz in den Kommunen aufgebaut. Gerade für kleine Gemeinden macht der Bau von Mobilitätsstationen nur dann Sinn, wenn das im Verbund geschieht, wie es in der Ortenau umgesetzt wird.

Und hilft dem Land bei der Erreichung des Landesziels für Mobilitätsstationen.

1.000 Stationen sollen landesweit bis 2030 gebaut werden. Die ersten von 150 geplanten Stationen sind schon errichtet, weitere werden dieses Jahr folgen. Somit erfüllen wir mit dem Projekt über 10 % der Zielvorgabe.

Aber nicht nur im Ortenaukreis wird die Umsetzung klimafreundlicher Mobilitätsmaßnahmen vorangetrieben, sondern auch in den angrenzenden Kommunen um Freiburg.

Das in Freiburg bestehende Fahrradverleihsystem Frelo soll die umliegenden Kommunen besser an die Stadt anbinden. endura kommunal berät die Gemeinden und erstellt qualitative und quantitative Standortanalysen, um herauszufinden, an welchen Orten Mietradstationen sinnvoll sind. Zusammen ergeben beide Ansätze eine Potenzialstandortanalyse. Ein spannender Prozess, da bisher kaum vergleichbare Projekte realisiert wurden und viele Grundlagen erarbeitet werden mussten, die zukünftig die Basis für ähnliche Projekte sein werden.

Somit leistet endura kommunal Pionierarbeit, sozusagen Pioniere der kommunalen Mobilitätswende!

Mobilität befindet sich in einem dynamischen Wandel. Um weiterhin eine Vorreiterrolle einzunehmen, vernetzen wir uns, um gegenseitig voneinander zu lernen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die von uns und dem Netzwerk Women in Mobility organisierte Veranstaltung am 24. Juli 2024 mit spannenden Beiträgen aus der Welt der Mobilität. Hierzu möchten wir alle interessierten Kommunalvertreterinnen herzlichst einladen, zum Vernetzen und um zusammen an der Mobilität von morgen zu feilen.