Wärmewende im Überblick
Eine Zwischenbilanz aus drei Jahren Wärmeplanung
Deutschland will 2045 klimaneutral sein. Baden-Württemberg sogar schon bis 2040. Im Wärmesektor ist das noch ein weiter Weg. Bislang wird bundesweit nur 15 % der Wärme über erneuerbare Quellen erzeugt. Dabei ist das Potenzial groß. Ein wertvolles Instrument zur Identifizierung von nachhaltigen Wärmequellen sind die kommunalen Wärmepläne.
Baden-Württemberg ist Vorreiter
Bereits seit 2020 ist die Erstellung von kommunalen Wärmeplanungen mit gebäudescharfen Daten im Südwesten gesetzlich geregelt ist. Nun zieht der Bund mit dem Wärmeplanungsgesetz nach. Künftig ist die Wärmeplanung für alle Kommunen verpflichtend. Am 17. November 2024 hat der Bundestag das Gesetz verabschiedet.
Erfahrungen aus drei Jahren Wärmeplanung
In den von endura kommunal erstellten Wärmeplänen zeigt sich ein sehr hoher fossiler Anteil in der Wärmeerzeugung. Meist sind es über 80 %, wie zum Beispiel im Wärmeplanungskonvoi Emmendingen-Kaiserstuhl, an dem insgesamt 10 Kommunen aus dem Landkreis Emmendingen beteiligt sind.
Der große Anteil von fossilen Energien macht den enormen Umfang der Aufgabe deutlich. Kommunen in Baden-Württemberg bleiben bis 2040 nur noch 16 Jahre Zeit, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Bei den regionalen Akteuren schleicht sich da leicht ein Gefühl der Überforderung ein. Neben der Datenerhebung und -auswertung legt endura kommunal darum Wert darauf, die Aufgabe überschaubar zu machen. Dazu gehört der Runde Tisch, an dem Politik, Verwaltung und Dienstleister sich austauschen. Dazu gehört aber auch, die Aufgabe in einzelne, überschaubare und priorisierte Maßnahmen herunterzubrechen.
"Bei der Wärmeplanung ist es wichtig,
so früh wie möglich zu beginnen und sich
in kleinen Schritten zum Ziel voran zu arbeiten."
Evelin Glogau, Senior-Beraterin im Bereich Wärmeplanung,
endura kommunal
Ergebnisse einer Wärmeplanung… und was daraus folgt
Die Ergebnisse der bereits durchgeführten Wärmepläne belegen: Klimaneutralität ist nur erreichbar, wenn der Wärmebedarf durch konsequente Sanierung reduziert wird. Darüber hinaus muss insbesondere in dicht bebauten Quartieren ein großer Anteil der Gebäude über Wärmenetze versorgt werden. Denn nur so lassen sich die lokalen Wärmepotenziale wie Industrie-Abwärme, Biogasanlagen, Tiefengeothermie oder Flächen für große Solarthermiefelder nutzbar machen. Eine Herausforderung ist die Speicherung der saisonal verfügbaren Energien wie z. B. Solarenergie bis zur kälteren Jahreszeit. Auch die Vernetzung von Strom- und Wärmeerzeugung (Sektorkopplung) lässt sich erst im Maßstab von Wärmenetzen wirtschaftlich darstellen.
Die richtigen Maßnahmen im (Über)Blick
Der Begriff „Wärmeplanung“ legt nahe, dass es hier um eine detailscharfe Betrachtung geht. Das Gegenteil ist der Fall. Während in der Vergangenheit der Fokus auf der genauen Analyse einzelner Quartiere lag (z. B. bei geförderten Quartierskonzepten), arbeitet die Wärmeplanung systematisch am Überblick über die gesamte Gemarkungsfläche der Kommune. Aus dem übergeordneten Blick auf den Wärmebedarf, die vorhandene Netzinfrastruktur und die lokal verfügbaren Potenziale entsteht dann eine Gesamtstrategie zur Transformation der Wärmeversorgung. Erst im folgenden Schritt, der Umsetzung der priorisierten Maßnahmen, entwickeln sich konkrete Projekte, zum Beispiel eine Machbarkeitsstudie für ein Wärmenetz.
Ein Beispiel dafür ist die interkommunale Wärmeplanung im Landkreis Lörrach. Ende des letzten Jahres hat endura kommunal die Ergebnisse vorgelegt. Konkrete Maßnahmen zur Nutzung der beschriebenen Abwärme-Potenziale sind in Vorbereitung. Nützlich sind die Daten aber schon jetzt: In Bad Bellingen kann ein Netzbetreiber auch mit ihrer Hilfe zeitnah entscheiden, ob man die Gebäude im Kurgebiet bald mit der Abwärme aus der Therme heizen kann.
Fördermittel zur Wärmeplanung:
- Kommunalrichtlinie des Bundes (60 % - 80 %)
- Förderung des Landes Baden-Württemberg (bis 80 %)